Dokumentation der Veranstaltung „Mit dem Neuen Europäischen Bauhaus schöne, nachhaltige, inklusive Orte schaffen“
Wie wollen wir wohnen? Wie wollen wir arbeiten? Wie wollen wir in Europa, wie wollen wir in Bayern künftig zusammenleben? Die Initiative Neues Europäisches Bauhaus stellt diese Fragen für das 21. Jahrhundert angesichts großer ökologischer und sozialer Herausforderungen. Bei der Veranstaltung „Mit dem Neuen Europäischen Bauhaus schöne, nachhaltige, inklusive Orte schaffen“ am 15.11.2022 im Konferenzsaal des Bayerischen Landtags haben wir gemeinsam mit Dr. Jens Badura, Zürcher Hochschule der Künste, Dr. Sylvia Pintarits, Koordinatorin des NEB Leuchtturmprojekts „Creating NEBourhoods together“, Christina Schepper-Bonnet, Projektleitung NEBourhoods Transition Hub, Helmut Ramsauer, Geschäftsführer der Initiative Silicon Vilstal, Sanne Kurz, MdL, kulturpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen und den Teilnehmer*innen darüber gesprochen, welches enorme Innovationspotenzial die Initiative für Europa und für Bayern verspricht.
In seinem Impulsvortrag „Neues Europäisches Bauhaus – große Worte oder handfeste Perspektiven?“ stellte Dr. Jens Badura von der Zürcher Hochschule der Künste die EU-Initiative vor. Das Neue Europäische Bauhaus wurde im September 2020 von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ins Leben gerufen. Angelehnt an die Bauhaus-Bewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts, soll diese neue Bewegung eine Brücke zwischen Wissenschaft und Technologie, Kunst, Design und Kultur schlagen, um so neue Perspektiven für eine nachhaltige, inklusive und lebenswerte Zukunft zu entwickeln. Das Neue Europäische Bauhaus soll der Vision des europäischen „Green Deal“ eine kulturelle und kreative Dimension verleihen und zielt darauf ab, die nötige ökologische Transformation zur Erreichung der EU-Klimaziele mitzugestalten. Die Initiative soll zeigen, wie nachhaltige Innovationen positive Veränderungen in unserem Alltag ermöglichen können. Veränderungen, die unser tägliches Leben verbessern und die die Menschen konkret erfahren können.
sustainable, beautiful, together
Drei Begriffe spielen beim Neuen Europäischen Bauhaus eine zentrale Rolle: sustainable, beautiful, together. Sie bilden die Leitwerte des Neuen Europäischen Bauhauses und sollen eine neue, andere Betrachtungsweise ermöglichen.
Für die Umsetzung des Neuen Europäischen Bauhauses hat die Kommission zudem vier „thematische Achsen“ festgelegt: Rückbesinnung auf die Natur, Wiedererlangung des Zugehörigkeitsgefühls, Vorrang für die Bereiche mit dem dringendsten Bedarf und ein langfristiger Lebenszyklusansatz. Im Sommer 2021 wurde seitens des New European Bauhaus High-Level Round Tables ein Konzeptpapier vorgelegt, das erstmal eine differenzierte inhaltliche Perspektive für die NEB-Initiative liefert (New Bauhaus Concept Paper).
Die NEB-Initiative hat vielfältige Reaktionen hervorgerufen, auch kritische Stimmen, die die Initiative als avantgardistisches, elitäres und eurozentrisches Projekt beurteilen. Doch bietet die Initiative ein Innovationspotenzial, das es zu ergreifen gilt. Zusammenfassend legte Jens Badura noch einmal deutlich die Perspektiven dar.
Das NEB bietet Perspektiven…
- als Display, auf dem man laufende Aktivitäten platzieren und sichtbar machen kann;
- als katalysatorisches Medium der Vernetzung und Verhandlung, das Brückenschläge mit Gleichgesinnten ermöglicht und dabei unterstützt, anliegensgetrieben zusammenzutreffen, quer zu Disziplinen, Denk- und Vorgehensweisen, institutionellen Zusammenhängen und Orten;
- als Inkubator, wo bespielhaft zukunftsfähige Weltgestaltungsweisen und Transformationskulturen konturiert, skaliert und prototypisch erprobt werden können.
- als Werkstatt, wo Projekte auf Basis neuer Formen der Kollaboration cross-sektoral und „hands on“ entstehen und umgesetzt werden können.
Creating NEBourhoods together
Um das Potenzial des Neuen Europäischen Bauhaus auszuschöpfen, brauchen wir vor allem konkrete Ideen und inspirierende Projekte, die über das theoretische Konstrukt hinausgehen. Ideen, die die Menschen erreichen und sie motivieren, sich zu beteiligen. Eines dieser Ideen ist das Projekt „Creating NEBourhoods together“ in München Neuperlach.
Dr. Sylvia Pintarits vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München und Koordinatorin des NEB-Projekts „Creating NEBourhoods together“ und Christina Schepper-Bonnet vom Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft der Landeshauptstadt München und Projektleiterin des NEBourhoods Transition Hub, stellten das Projekt vor. „Creating NEBourhoods together“ wurde von der EU-Kommission ausgewählt um als eines von fünf Leuchtturmprojekten mit Vorbildfunktion im Rahmen des Neuen Europäischen Bauhaus (NEB) gefördert zu werden. Jedes der fünf ausgewählten Projekte erhält 5 Mio. €, um innerhalb von zwei Jahren nachhaltigere, integrativere und schönere Räume an Orten in der ganzen EU zu schaffen, dabei die Bürger*innen auf lokaler Ebene einzubeziehen und den angestrebten Grünen Wandel somit erfahrbar zu machen.
Mit dem Projekt „Creating NEBourhoods together“ soll die Transformation Neuperlachs, das größte Stadterweiterungsgebiet Deutschlands der Nachkriegszeit, in eine „Stadt der Zukunft“ im Sinne des Neuen Europäischen Bauhauses gelingen. Gemeinsam mit Bürger*innen und Akteur*innen aus Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft sollen zehn Maßnahmen aus allen Bereichen der Stadtentwicklung umgesetzt werden: Vom zirkulären Bauen und der Umgestaltung von Wohn- und Geschäftsbauten, über innovative Mobilitätsformen und Energiegemeinschaften, Biodiversität und Grünraumkonzepte bis hin zu Ernährung und Jugendkultur.
Silicon Vilstal – Heimat für Neues
Silicon Vilstal ist eine gemeinnützige Innovationsplattform aus Niederbayern und bayerischer Partner des Neuen Europäischen Bauhauses. Helmut Ramsauer, Veränderer, Gründer und Geschäftsführer von Silicon Vilstal stellte die Initiative vor.
In Silicon Vilstal steht das Vilstal für ein ländliches Gebiet rund um die Große Vils und die Kleine Vils im südlichen Landkreis Landshut. Silicon Vilstal setzt sich dafür ein, Innovation auf dem Land voranzubringen, Menschen zu vernetzen und digitale Chancen aufzuzeigen. Den Kreis von Ideengebern und Ideennutzern erweitert Silicon Vilstal dabei ganz bewusst, um Herausforderungen effektiver angehen zu können. Silicon Vilstal wurde mehrfach ausgezeichnet und ist die erste deutsche Organisation, die als Social Economy Cluster bei der EU-Kommission anerkannt ist.
Silicon Vilstal beim New European Bauhaus Festival
Ein Neues Europäisches Bauhaus – Chancen für Bayern
Bereits im vergangenen Jahr habe ich mit einem Antrag die Staatsregierung aufgefordert, ebenfalls Initiative zu ergreifen und zu prüfen, wie sich der Freistaat in dem Prozess der Umsetzung des Europäischen Bauhauses mit Projekten beteiligen kann. Wollen Bayerns Städte und Regionen nicht nur eines Tages von den Konzeptideen des neuen Europäischen Bauhauses profitieren, sondern diese auch aktiv mitgestalten und passgenaue Lösungen landesspezifischer Gegebenheiten erhalten, muss der Freistaat endlich Initiative ergreifen. Ich werde nicht lockerlassen und an dem Thema dranbleiben!