Die baupolitische Sprecherin der Grünen im Bayerischen Landtag, Ursula Sowa, übt deutliche Kritik an den Plänen der Bundesregierung sowie an der Jubel-Reaktion des bayerischen Bauministers zur Wiederaufnahme der Förderung von Neubauten im Energiestandard EH 55. Der Standard EH 55 gilt bereits heute als energiepolitischer Mindeststandard – eine staatliche Förderung dafür hält Sowa für falsch ausgerichtet und klimapolitisch rückwärtsgewandt.
Ursula Sowa: „Seit wann fördert man gesetzliche Mindeststandards? Das ist so, als würde man eine Belohnung fürs Abschreiben der Hausordnung ausrufen. Wohnungsbaupolitik muss auf Zukunftsfähigkeit, Klimaschutz und Generationengerechtigkeit setzen – nicht auf das absolute energetische Minimum.“
800 Millionen Euro reichen bundesweit nur für wenige Wohnungen
Die bereitgestellten 800 Millionen Euro reichen bei Ausschöpfung der maximal möglichen Förderung von 100.000 Euro pro Wohneinheit lediglich für rund 8.000 Wohnungen. Für Bayern, das pro Jahr etwa 80.000 neue Wohnungen benötigt, fällt davon nur ein kleiner Anteil ab – der größte Teil des Bedarfs bleibt unversorgt.
Ursula Sowa: „Wenn Bayern jetzt jubelt, muss man ehrlich fragen: Für wie viele Projekte reicht das Geld überhaupt und wie lange? Wenn der Fördertopf nach wenigen Wochen leer ist, bleiben Bauherren wieder im Regen stehen. Eine stabile Wohnungsbaupolitik braucht Verlässlichkeit, keine Strohfeuer.“
Sowa kritisiert zudem, dass der Fokus erneut auf Neubau zum Mindeststandard gelegt wird, statt den immensen energetischen Hebel im Gebäudebestand zu nutzen. Fördermittel sollten gezielt Projekte unterstützen, die Klimaschutz, soziale Belange und Baukultur innovativ verbinden – etwa den Gebäudetyp E, der neue Wege für bezahlbaren, nachhaltigen Wohnraum erprobt.
Die Grünen fordern daher:
- Sanierung & Effizienz im Bestand stärken: Energetische Sanierung reduziert langfristig den Energiebedarf und senkt die Betriebskosten – das schont Klima und Mieter*innen.
- Ambitionierter Neubau statt Minimalstandard: Nur Gebäude, die über EH 55 hinausgehen, sollten gefördert werden. Nur so entstehen zukunftsgerechte Wohngebäude.
- Eine verlässliche, langfristige Förderstruktur: Förderprogramme dürfen nicht nur kurzfristige Impulse setzen. Es braucht planbare, dauerhafte Förderinstrumente, die auch soziale und ökologische Aspekte verbinden.
- Stärkung des gemeinwohlorientierten Wohnungsbaus: Förderung muss gezielt diejenigen Bauvorhaben unterstützen, die dem Allgemeinwohl dienen – Genossenschaften, kommunale Wohnungsunternehmen, bezahlbares und nachhaltiges Bauen.
Ursula Sowa: „Wer heute nur billig baut, verursacht die hohen Nebenkosten von morgen. Wohnungsbauförderung muss über das Minimum hinausgehen – mit Bezahlbarkeit, Klimaschutz und langfristiger Perspektive.“
20. November 2025