MdL Sowa: „Pilotprojekte können hierbei helfen. Wir müssen aber auch an die Bauordnung ran und brauchen flächendeckende Programme, die die Bauwende in ganz Bayern befördern.“
In Bayern soll es ein Pilotprojekt im Bereich „kreislaufgerechtes und nachhaltiges Bauen“ geben. Nach dem Ansatz „Cradle to Cradle“ sollen hierbei Recycling-Baustoffe zum Einsatz kommen. Das schützt einerseits die Ressourcen und das Klima und wirkt andererseits auch dem akuten Baustoffmangel entgegen.
Nachdem der Landtag den Beschluss für das Pilotprojekt bereits vor über einem Jahr getroffen hat, stehen drei geplante staatliche Baumaßnahmen, die sich gegebenenfalls als Pilotprojekt anbieten, in der Wahl: die Erweiterung der Akademie der Sozialverwaltung in Wasserburg am Inn, den Neubau MINT-Zentrum an der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen und den Neubau des Kassentrakt am Finanzamt Kelheim. Erstere beiden Baumaßnahmen scheiden inzwischen aus, nun soll die Baumaßnahme am Finanzamt Kelheim als Pilotprojekt für kreislaufgerechtes Bauen näher untersucht werden.
Ursula Sowa, baupolitische Sprecherin der Grünen im Bayerischen Landtag: „Auch wenn es erfreulich ist, dass die Staatsregierung ein Pilotprojekt zum kreislaufgerechten und nachhaltigen Bauen durchführen möchte, ist es doch blamabel, dass sie so lange braucht, eine geeignete Hochbaumaßnahme zu identifizieren. Und dass es letztlich nur e i n Pilotprojekt werden soll, ist enttäuschend. Die Zeit drängt! Die Baubranche ist einer der klimaschädlichsten Sektoren in Bayern. In dem Tempo werden wir nie die Bauwende schaffen.“
Ursula Sowa fordert daher mehrere Pilotprojekte nach dem Prinzip des kreislaufgerechten Bauens in Bayern durchzuführen. „Um Erkenntnisse für künftige Bautätigkeiten des Freistaats zu gewinnen, wird e i n Pilotprojekt allein nicht genügen. Vielmehr wäre es sinnvoll, sieben solcher Projekte – in jedem Regierungsbezirk mindestens eines – zu initiieren.“ Denn die Baustellen des Freistaats zeichnen sich durch eine große Heterogenität aus. Vom Behördengebäude über Justizvollzugsanstalten bis hin zur denkmalgerechten Sanierung von Schlössern.
Ursula Sowa: „Aber die Pilotprojekte dürfen keinesfalls drüber hinwegtäuschen, dass wir an die Bauordnung ranmüssen und flächendeckende Programme brauchen, die die Bauwende in ganz Bayern befördern. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel hin zu einer ressourcenschonenden, umweltbewussten und klimaverantwortlichen Baupolitik. Die Bayerische Bauordnung muss zu einer „Um“Bauordnung weiterentwickelt werden, die das Weiter- oder Wiederverwenden von vorhandener Bausubstanz fördert, nicht Abriss und Neubau.“