Die Landtagsgrüne Ursula Sowa besucht zusammen mit der Kreisrätin Birgitt Lucas sowie Claudia Schmidt, Vorstandsmitglied des Hofer Kreisverbands, das „Sonnenhaus“ in Hof und diskutiert mit dem Architekten Uwe Fickenscher über die Architektur und die Aufgaben für das Bauwesen der Zukunft.
Hof. Es schließt eine Auf dem Grundstück der ersten Hofer Fabrik errichtet, schmiegt sich das mehrfach ausgezeichnete, klimaneutral beheizte Haus elegant in das Hofer Stadtbild ein – und sticht dennoch in seiner Einmaligkeit hervor. Einst eine Brachfläche, nun ein Vorzeigeprojekt, das den Weg in eine klimafreundliche Zukunft des Bauens zeigt. „Bis jetzt haben wir zwölf derartige Sonnenhäuser gebaut, drei sind in Planung“, erläutert Uwe Fickenscher, Architekt BDB, Stadtplaner und Energieberater ByAK.
Nach einer Vorstellung des „Sonnenhauses“, wurden Voraussetzungen für nachhaltige Architektur und Herausforderungen für das Bauwesen hin zu einem CO2-neutralen Gebäudebestand vor dem Hintergrund der Energiewende erörtert. Denn zum einen treffen neue Ansätze und Anforderungen auf alte Gesetzgebung, Normen, Vergabe-Verfahren und restriktive Förderprogramme, wodurch eine angemessene Umsetzung erschwert wird. Zum anderen erfolgt ein Umdenken in der Branche und in der ganzen Gesellschaft sehr langsam. „Die Menschen müssen erst noch ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass die Baubranche durch die Verwendung des vielen Betons einen höheren CO2-Ausstoß hat als der Straßenverkehr“, betont Ursula Sowa.
Alternative Baumaterialien aus regionalen nachwachsenden Rohstoffen wie Holz, das auch beim Sonnenhaus verwendet wurde, könnten hier eine sinnvolle Alternative darstellen. Weiterhin sei auch die Sanierung von Bestandsbauten ein Lösungsweg, bei dem im Gegensatz zu Abbruch und immer mehr Neubauten Bauschutt und Flächenfraß vermieden werden können. „Hierfür müssten allerdings Förderprogramme flexibler sein“, fordert die Landtagsgrüne. „Weiterhin müssen Geschichte und Botschaft der Gebäude bewahrt werden. Vor allem, wenn sie ein Stück regionaler Identität beheimaten, wie die der „Porzelliner“ oder der „Textiler“ bei alten Fabrik-Arealen.“
Uwe Fickenscher, auf Bundesebene Mitglied bei der AG Klimaschutz des BDB, berichtet aus den ersten Ergebnissen eines Forschungsprojekts mit vergleichender Ökobilanzierung zwischen Altbausanierungen und Neubauten, „dass bei einem angesetzten Lebenszyklus der Gebäude von 50 Jahren, ein sanierter Bestandsbau einen 20 % geringeren CO2-Ausstoß ausweisen kann.“ Diese Ergebnisse stammen bisher nur von einem kleinen Teil der Gebäude, vom gesamten Forschungsprojekt würden sich bis Ende 2023 noch eindeutigere Ergebnisse erhofft.
Da für den CO2-Ausstoß Kosten anfallen, die bei der Herstellung von Baumaterialen wie Beton, Stahl, Glas oder Mauersteinen eingepreist werden, werden Produktionen mit starkem Kohlenstoffdioxid-Ausstoß stetig teurer. Bauweisen mit geringem CO2-Fußabdruck werden im Verhältnis dazu begünstigt. „Der CO2-Ausstoß wird zu einer Art neuer Währung “, meint Uwe Fickenscher. Doch allein eine Bepreisung könne keine langfristige und gerechte Lösung sein. Daher fordert Ursula Sowa, „dass ein finanzieller Vorteil in diejenigen Regionen kommen muss, die für den CO2-Ausgleich sorgen. Denn ohne waldreiche Gebiete wie hier in Fichtelgebirge und Frankenwald hätten wir keine Kompensatoren!“