Rede im Plenum am 11.12.2025
Liebe Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Es gibt sehr viel zum Thema zu sagen: Bauen ist kompliziert, zu teuer und zu bürokratisch geworden. Dabei sollte es einfacher, günstiger und vor allem nachhaltiger werden. Doch wer sich an alle Vorschriften hält, stößt schnell an Grenzen – besonders, das vertrete ich sehr gerne, wenn innovative oder ökologische Lösungen gefragt sind. Aber die gute Nachricht: Es gibt Lösungen. Es gibt auch schon konkrete Schritte, das zu ändern.
Genau hier setzt der Antrag der FREIEN WÄHLER an. Er greift auf, was bereits in Bewegung ist. Was in Bewegung ist, kann natürlich auch verstärkt werden. Ein kleiner Rückblick: Schon im Juni 2022 gab es im Landtag ein Fachgespräch, das damals, ich zitiere gerne, von der FDP initiiert wurde. Damals haben Expertinnen und Experten der Architekten- und Ingenieurekammer deutlich gemacht, dass wir mehr Freiheit beim Planen, mehr Verantwortung und weniger Überregulierung brauchen.
Anfang 2023 brachten wir GRÜNE mit SPD und der damaligen FDP einen Antrag ein, der die Einführung des von der Bayerischen Architektenkammer initiierten Gebäudetyps E in Bayern zum Ziel hatte. Seit Dezember 2023 laufen – durch einen fraktionsübergreifenden Beschluss – in ganz Bayern 19 wissenschaftlich begleitete Pilotprojekte. Das ist ein großer Erfolg dieses Hauses. Der Antrag der FREIEN WÄHLER knüpft also nicht an Neuland an, sondern an vorhandene Initiativen und Erfolge – darauf können wir aufbauen. Deshalb unterstützen wir diesen Antrag ausdrücklich.
Spricht man heute mit Architekt:innen, mit Kommunen, mit Wohnungsbaugesellschaften, dann hört man fast überall dasselbe: Wir würden ja gerne bauen, wir haben Ideen und Konzepte, aber wir kommen kaum voran. Wir ersticken in Normen. Im Baubereich gibt es über 3.000, die kaum Spielraum für Innovation lassen. Bürokratie, überzogene Vorgaben und starre Normen verzögern Bauprojekte erheblich, treiben die Kosten in die Höhe und erschweren Innovation. Das wirkt sich direkt auf Menschen aus, die Wohnraum suchen, auf Familien, auf Kommunen und auf Bauunternehmen. Es ist die junge Familie, die den Traum vom Eigenheim aufgibt, weil jede Norm und jede Vorschrift die Kosten nach oben treibt. Es ist der Bürgermeister, der sagt, die Schule müsste saniert werden – doch die Vielzahl an Normen und Vorschriften macht es nahezu unmöglich, dies zu vertretbaren Kosten zu machen. Es sind Wohnungsbaugesellschaften, die Projekte abbrechen müssen, weil die Kosten einfach explodieren.
An diesem Punkt müssen wir uns als Politik fragen: Dient das alles noch den Menschen oder nur den Normen? Daher sind wir GRÜNE davon überzeugt, dass der Gebäudetyp E – experimentell und einfach – einer der wichtigsten Impulse der letzten Jahre ist. Er ist ein Bauprinzip, das Freiheit statt Überregulierung ermöglicht. Er sagt nicht, Bauen wird schlechter – nein, er sagt: Bauen wird intelligenter und einfacher. "E" steht für einfach, aber auch für experimentell und eigenverantwortlich. Es geht darum, dass Architektinnen und Architekten endlich wieder das tun können, wofür sie ausgebildet sind: planen, kreative Lösungen finden und Verantwortung übernehmen.
Wir GRÜNE haben den Gebäudetyp E immer als Chance gesehen, weil er eine klare Philosophie verfolgt. Drei Punkte: Ein gesetzlich gesicherter Mindeststandard, mehr Freiheit, und das zu geringeren Kosten und, ganz wichtig, ohne Qualitätsverlust. Daher haben wir GRÜNE uns von Anfang an für die Einführung dieses Gebäudetyps E eingesetzt. Die Praxis zeigt bereits, dass es funktioniert. Es gibt bereits erste Ergebnisse der 19 Pilotprojekte zum Gebäudetyp E, und das Ganze wird auch wissenschaftlich begleitet. Ein besonders schönes Beispiel gibt es in Ingolstadt: Dort gibt es ein Modellprojekt unter dem Motto "Haus fast ohne Heizung". Es handelt sich um ein gefördertes Mehrfamilienhaus, das nach Gebäudetyp E gebaut wurde und fast ohne Zentralheizung auskommt. Das wird möglich gemacht durch Mittel – ich betone das gerne – der Baukunst, der Innovation.
Dank eines klugen Wärme- und Belüftungskonzepts reichen Sonneneinstrahlung und natürliche Abwärme der Bewohner für stets behagliche Innentemperaturen – ohne Einbußen bei Komfort oder Sicherheit. Aber, und das ist die gute Botschaft, mit deutlicher Kostenersparnis ist der Neubau rund 15 % günstiger als ein konventioneller Neubau. Ich sage es ganz deutlich: Wir brauchen mehr davon.
Daher unterstützen wir die Forderung des Antrags ausdrücklich, überzogene technische Anforderungen kritisch zu prüfen und zu reduzieren. Aber wir sagen auch: Unser Ziel darf niemals sein, Standards abzusenken, die die Menschen oder das Klima schützen sollen. Ich spreche hier drei Punkte an, die uns GRÜNEN besonders wichtig sind: Erstens. Klimaschutz und Energieeffizienz dürfen nicht geschwächt werden. Zweitens. Sozialer Wohnraum braucht Verlässlichkeit. Drittens. Die Baukultur darf dabei nicht verloren gehen. Einfaches Bauen bedeutet nicht, auf Qualität, Nachhaltigkeit oder gute Gestaltung zu verzichten. Wir behalten den Anspruch an nachhaltige, gut gestaltete und lebenswerte Gebäude. Erstens müssen wir jetzt gemeinsam eine systematische Überprüfung aller Vorschriften vornehmen: fachlich, transparent und mit Praxisbezug. Zweitens braucht es eine echte Ausbauoffensive für den Gebäudetyp E und endlich auch ein Innovationsklima im Bauwesen. Wir wollen diese 19 Pilotprojekte,die es in Bayern gibt, begleiten. Es gab auch einen Zwischenstand im Bauausschuss; Sie haben berichtet. Dem Vernehmen nach ist jetzt Halbzeit. Manche Projekte sind schon in Ausführung, manche noch in Planung. Das Jahr 2026 wird auch eine erste Ernte einfahren.
Der Antrag der FREIEN WÄHLER beinhaltet, dass dieser Gebäudetyp E nicht nur bei den Pilotprojekten bleibt, sondern flächendeckend eingeführt wird. Das ist eine tolle Vision, der wir gerne nachkommen. Insofern stimmen wir hier gerne zu und werden diese Pilotprojekte und das Verfahren zur Entwicklung des Gebäudetyps E konstruktiv und innovativ begleiten.