Ursula Sowa lud zur Vernissage mit einem hochpolitischen begehbaren Kunstobjekt
„Eigentlich ist es ja nur eine Kiste, aber sie bringt so vieles genau auf den Punkt“, mit diesen Worten eröffnete die Bamberger Landtagsabgeordnete Ursula Sowa die Kunstausstellung in ihrem Büro, in deren Mittelpunk ein begehbares Kunstobjekt der Bamberger Künstlerin Andrea Landwehr-Ratka steht. Es ist eine Art Tunnel mit personenhohem Eingang, aber kleinem, beengten Ausgang. Der:die Betrachter:in wird so zum:zur Begeher:in, denn man muss schon durch das Kunstobjekt hindurch, um es zu erleben. „Es wird eng für uns“ ist sein Titel. Geschaffen wurde das Objekt für die Ausstellung „Zeitenwende „des BBK Oberfranken im Jahr 2023.
Das Objekt„Das war noch vor der Zeitenwende von Bundeskanzler Olaf Scholz nach dem Beginn des Ukraine-Krieges“, erklärte Andrea Landwehr-Ratka bei der Vernissage in der Luitpoldstraße 53. Als sie ihre Kunst konzipierte, hatte sie das überschwemmte Ahrtal vor Augen, den immer weiter fortschreitenden Klimawandel, die gefühlte Tatenlosigkeit der Menschheit angesichts des denkbaren globalen Untergangs. Sie wollte diese emotionale Enge körperlich spüren lassen, ihre düstere Stimmung ausdrücken.
Kein Schreiner wollte damals ihren Plan in Holz umsetzen, zu kompliziert und aufwändig wegen der Schrägen. Am Ende hat sie es mit ihrem Mann Otto Ratka selbst gebaut.
Ursula Sowa (links) und Andrea Landwehr-Ratka (rechts)Viele Anknüpfungspunkte für den Dialog zwischen Politik und Kunst im 1. Grünen Salon von Ursula Sowa bot das Werk den Besucher:innen der Vernissage. Dass es gemahnt, angesichts des Klimawandels ressourcenschonend zu leben, also der Appell für ein „Weniger ist mehr“ gefiel Ursula Sowa besonders gut. Sie kennt das Zitat als „Less is more“ vom legendären Architekten Mies van der Rohe und sieht es als Prinzip ihrer eigenen Baupolitik im Landtag, wo sie sich für Umbauen statt Neubauen einsetzt.
Einige andere Assoziationen zwischen Kunst und Politik kamen in der Diskussion auf: Etwa der Unwille, sich durch die Enge des Kunstobjekts hindurch zu bücken, weil man sich eben nicht klein machen, einschränken, auf gewohnten Luxus verzichten will. Oder andere Zeitenwenden wie das Leugnen von Wahrheiten, wenn also Fakten einfach abgestritten und stattdessen neue, passendere erfunden werden – auch weil man als Einzelperson die immer bedrohlicher wirkende Komplexität der Welt gar nicht mehr erfassen kann.
Das Durchgehen durchs Objekt tut weh, ist unbequem, verlangsamt, zwingt in gewisserweise zur Demut. Aber es gibt auch eine Richtung vor, die aus der Enge wieder herausführt, aus dem Dunkel des Tunnels wieder ins Licht – so gesehen kann man diese Kunst am Ende auch wieder als hoffnungsvoll lesen.
Irgendwie auch mit Ressourcen haben die beiden kleineren Kunstwerke von Andrea Landwehr-Ratka zu tun, die „Sorrow an her little sister“ heißen und die Vernissage spontan bereicherten. Schon ihre Entstehungsgeschichte ist bemerkenswert. Die Künstlerin wurde auf 1 Mio Schuhsohlen aufmerksam, die für die Entsorgung bestimmt und vorher noch zum Kauf angeboten worden waren. Sie stammten von einer Firma in Creußen bei Bayreuth, die insolvent gegangen war. Diese Firma eines Ehepaars hatte vorher über Jahrzehnte Schuhsohlen aus Überproduktion auch namhafter Firmen aufgekauft und in alle Welt weiterverkauft. Corona zerstörte dieses Geschäftskonzept. Je zwei Schuhsohlen mit Keilabsätzen verband Andrea Landwehr-Ratka mit Gipsbinden zu einer spannenden symmetrisch-dreidimensionalen Form, eine pessimistische in Schwarz, eine optimistische mit quietschbuntem Muster.
Der inspirierende Dialog zwischen Politik und Kunst soll fortgesetzt werden. Für 2026 plant MdL Ursula Sowa den nächsten Grünen Salon mit einem:r Künstler:in.
Spannende Diskussionen zum Gedanken "Es wird eng für uns"