Keynote von Franz Damm, Vizepräsident der Bayerischen Architektenkammer
In der ersten Keynote beleuchtete der Vizepräsident der Bayerischen Architektenkammer, Franz Damm, die Dimensionen des Begriffes StadtGrün, der durch die Kombination von „Stadt“ und „Grün“ zunächst wie ein Gegensatz wirkt. Aber letztendlich geht es darum, wieder eine neue Verbindung herzustellen: zwischen Stadt und Natur, Stadt und Landschaft, Stadt und Kulturlandschaft, aber auch zwischen Stadt und Land und die dazugehörige Kultur. Diese Bereiche haben sich in der Vergangenheit aufgrund der Funktionstrennung, die die autogerechte Stadt mit sich gebracht hat, auseinandergelebt. Durch die zunehmenden Distanzen stehen sie sich daher wie zwei Pole gegenüber, die durch motorisierte Mobilität verbunden werden. Gleichzeitig haben wir den öffentlichen Raum der fließenden und ruhenden Mobilität untergeordnet.
Städtebauliche Untersuchungen belegen, dass die Folgen des zunehmenden Verkehrs die Lebensqualität maßgeblich einschränken. Um dem entgegenzuwirken, braucht es wieder eine Funktionsüberlagerung in Form der Stadt bzw. des Ortes der kurzen Wege. Dazu gehört auch, Natur und Stadt wieder zusammenzubringen und den urbanen und ruralen Raum zu einer Einheit werden zu lassen.
Ergebnisse der Bertelsmann Studie „Vision zur Stadt der Zukunft“ zeigen, dass sich auch die städtische Bevölkerung an erster Stelle mehrheitlich eine urbane Wildnis wünscht. Die Stadt der Zukunft soll demnach eine grüne Stadt sein. Bei aller Euphorie für grüne Stadtutopien muss aber darauf geachtet werden, dass die Begrünung nicht allein zum „Greenwashing“ von Bauvorhaben dient, d.h. die „Ergrünung“ darf nicht durch technischen und energetischen Aufwand erkauft werden und damit die Klimaschutzziele unterlaufen.
Die grüne Stadt der Zukunft zeichnet sich vor allem aus durch den öffentlichen Raum, den es zurückzuerobern gilt, der den Menschen als Aufenthaltsraum dient, aber auch eine ökologische Nutzung ermöglichen soll. Eine solche Rückgewinnung des öffentlichen Raums bietet gleichzeitig die Chance, den Folgen des Klimawandels in Form des Schwammstadtprinzips und den Möglichkeiten der Gebäudebegrünung zu begegnen. Zudem soll der Freiraum durch Formen des Urban Gardening konsumbierbar sein, was wiederum eine entsprechende Wertschätzung und Pflege der grünen Infrastruktur voraussetzt.
Um den Flächenverbrauch einzudämmen und die endliche Ressource Boden zu schützen, braucht es aber auch Dichte in der Stadt. Eine verdichtete Stadt ermöglicht wiederum Potenziale, qualitative Freiräume einzurichten und damit zur Lebensqualität von Mensch und Natur beizutragen. Damit dies gelingen kann, sollte bei Bauvorhaben die Freiraumqualität von Anfang an in Form verbindlicher Freiflächengestaltungspläne auch nachgewiesen werden. Entscheidend dabei ist eine effektive Bodennutzung, die von Art und Umfang der Bebauung geprägt ist. Dichte kann nicht unendlich maximiert werden, sondern muss dabei eine gesellschaftliche verträgliche Dichte berücksichtigen. In Hinblick auf Verdichtung ist deshalb auch die vertikale Dimension einzubeziehen, in dem innerhalb eines Gebäudes eine „Stapelung“ oder Kombination der Nutzungen ermöglicht wird.
„Smart City“ kann auf dem Weg zur grünen Stadt einen wichtigen Beitrag leisten. Allerdings geht es nicht darum, Nutzungen mit einem möglichst hohen technischen und digitalen Aufwand zu ermöglichen, vielmehr sollten durch „smarte“ Überlegungen Veränderungen des Nutzungsverhaltens hin zur effizienten Energienutzung angestoßen werden. Am Ende ist entscheidend, Freiräume für mehr Lebensqualität zu schaffen. Dafür haben wir die notwendigen Instrumente und Konzepte längst auf der Hand, z.B. in Form der Leipzig Charta oder des Weißbuchs Stadtgrün. Wir müssen es nur noch umzusetzen.
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