Diözesan-Caritasverband führte Fachgespräch mit Politikern
Zu einem Fachgespräch über Kindertagesbetreuung und Kindererziehung hatte der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg Landespolitiker aus der Region eingeladen. Die Diskussion drehte sich zunächst um die Lücke in der Finanzierung der Kindertagesstätten. Die katholischen Träger fordern einen zusätzlichen Sockelbetrag. Er soll, so Diözesan-Caritasdirektor Michael Endres, Leitungstätigkeiten, Verwaltung, Fachdienst bzw. Frühförderung und die Instandhaltung und Wartung der Gebäude finanzieren. Diese Kosten seien in der gegenwärtigen Finanzierung nicht abgebildet. Ein konkretes Problem sieht Endres zum Beispiel, wenn Einrichtungsleitungen zusätzlich eine Gruppe in ihrer KiTa betreuen.
Die Repräsentanten der bayerischen Regierungsfraktionen – Staatsminister Melanie Huml und Landtagsabgeordneter Holger Dremel (beide CSU) sowie die Landtagsabgeordnete Gabi Schmidt (Freie Wähler) – betonten, dass die Kinderbetreuung eine kommunale Pflichtaufgabe ist. Der Freistaat fördere bereits 65 % der Kosten, höher könne man nicht gehen. „Wenn die Kommunen annähernd den gleichen Anteil übernehmen würden“, so Huml, „wäre die Finanzierung kein Problem.“
Oppositionspolitiker zeigten sich für die Forderung der Träger dagegen offen. Langfristiges Ziel müsse es sein, dass es keine Elternbeiträge mehr gebe“, meinte FDP-Kandidat Claus Erhardt. Und die Grünen Ursula Sowa MdL und Tim-Luca Rosenheimer befürworten eine höhere Bezuschussung von Leitungs- und Verwaltungsaufgaben.
Diözesan-Caritasdirektor Michael Endres betonte, dass die Wohlfahrtsverbände heute Finanzierungslücken in vielen Bereichen schließen müssten. Eine Querfinanzierung defizitärer Bereiche aus Überschüssen an anderer Stelle sei nicht mehr möglich. Zudem stehe an vielen Orten die Sanierung von Gebäuden an.
Ein zweites zentrales Thema bildete der Fachkräftemangel. Hildegard Thoma vom Referat Kindertagesbetreuung beklagte, dass sich wegen fehlenden Personals der Schwerpunkt der Arbeit von der frühkindlichen Bildung auf die reine Betreuung verschiebt; Kitas drohten zu „Aufbewahrungsanstalten“ zu werden. Sie forderte eine Weiterentwicklung der Ausbildung von Quereinsteigern.
SPD-Kandidatin Eva Jutzler, die selbst als Seiteneinsteigerin in den Beruf eingestiegen ist, berichtete, dass sie im Rahmen des Pilotprojekts nur eine niedrige Ausbildungsgebühr entrichten musste. Inzwischen würden dafür 3000 Euro verlangt; das schrecke ab. Außerdem schieden Quereinsteiger oft wieder aus, weil die beruflichen Anforderungen hoch seien. Sie forderte, mehr auf die Eignung der Kandidaten zu achten. Claus Erhardt beklagte dagegen die hohen Hürden für Quereinsteiger, eine kurze Ausbildungsdauer sei wichtig. Ursula Sowa wünscht sich eine bessere Anerkennung ausländischer Abschlüsse.
Als Problem wurde auch identifiziert, dass Quereinsteiger von Kollegen, die noch die fünfjährige Ausbildung absolviert haben, nicht immer gut aufgenommen würden. Melanie Huml empfahl, den Konflikt offen anzusprechen. Die Qualität auch einer verkürzten Ausbildung müsse betont werden.
Direktor Endres richtete an die Politiker die Frage, was ihrer Meinung nach die Träger tun könnten, um Personal zu gewinnen. Vorschläge waren: Man solle junge Menschen, die den Erzieherberuf ergreifen, selbst zu Wort kommen lassen, warum sie sich für die Ausbildung entschieden haben. Die Träger sollten jungen Müttern, die eine Teilzeitausbildung beginnen, einen Kita-Platz für ihr Kind garantieren. Wie in Baden-Württemberg solle in Kindertagesstätten wieder das Freiwillige Soziale Jahr angeboten werden. An Gymnasien müsste man für die Ausbildung werben.
Als weitere kritische Themen sprachen die Referentinnen des Diözesan-Caritasverbandes an: Die Träger leiden unter befristeten Förderrichtlinien; sie benötigten mehr Planungssicherheit. Die stundenweisen Buchungszeiten führten zu Unruhe im Kindergartenalltag und erschwerten die Gestaltung der Dienstpläne. Endres benannte Konflikte mit dem Arbeitsrecht: „Die individuellen Buchungszeiten erfordern variable Arbeitsverträge, die wir aber nicht wollen.“ Außerdem förderten sie bei den Eltern eine übersteigerte Anspruchshaltung. Sie betrachteten Kinderbetreuung nur noch als Dienstleistung.