Erhalten – Erneuern – Erleben
Die Baubranche steht vor der grundlegenden Aufgabe, den enormen Ressourcen- und Energieverbrauch weltweit stark zu reduzieren. Die heutige Art zu Bauen ist nicht nachhaltig. Bau und Betrieb von Gebäuden verursachen in Deutschland ca. 40 Prozent des CO2-Austoßes, 52 Prozent unseres Abfallaufkommens und verbrauchen 90 Prozent der mineralischen, nicht nachwachsenden Rohstoffe. Gleichzeitig schlummert im Bausektor aber auch ein enormes Potenzial zum Klima- und Ressourcenschutz, das es in Zukunft auszuschöpfen gilt. Der anhaltende Bauboom – insbesondere der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum – stellt die Bauunternehmen neben wachsendem Fachkräftemangel und zunehmender Digitalisierung vor große Herausforderungen. Auch die Denkmalpflege bringt große Aufgaben mit sich: wie schaffen wir es unseren denkmalgeschützten Baubestand zu erhalten und zu nutzen? Gleichzeitig stecken in diesen Veränderungsprozessen auch Chancen, die Baubranche für die Zukunft zu stärken und gemeinsam mit der Politik Lösungen zu finden, wie diese Wege zu bewältigen sind. Diese und weitere Themen rund um die Zukunft der Baubranche haben wir mit Expertinnen bei unserem Grünen Baugipfel in Fürth diskutiert. Dabei drehte sich alles um die Fragen:
- Gibt es eine grüne Bauwirtschaft?
- Gibt es klimagerechtes Bauen zum Nulltarif?
- Wie sehen unsere Städte und Dörfer der Zukunft aus?
- Wie bewahren wir unser baukulturelles Erbe?
Die Panels
Die heutige Art zu Bauen ist nicht nachhaltig und muss grundlegend verändert werden. Doch wie schaffen wir eine ökologische Bauwende? Welche Bausteine stehen uns hierfür schon heute zur Verfügung?
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Denkmalpflege als regionaler Wirtschaftsfaktor. Es gibt nichts Nachhaltigeres als ein Denkmal. Warum das so ist und weshalb die Denkmalpflege eine Blaupause für mehr Nachhaltigkeit im Bauwesen sein kann.
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Die Bauwirtschaft steht vor großen Herausforderungen, die beiden dominierenden Themen sind dabei der sich verschärfende Fachkräftemangel sowie die dringend notwendige Digitalisierung zahlreicher Arbeitsabläufe.
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Video: Cradle to Cradle – so möchten wir in Zukunft bauen!
Eindrücke der Veranstaltung
Zusammenfassung
In ihrer Keynote plädierte die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, Andrea Gebhard dafür, beim Bauen einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen. Dieser beginnt bereits mit den Rahmenbedingungen in Form Landes- und Regionalplanung. „Bauflächen entstehen, auch wenn man sich nicht darum kümmert. Freiflächen verschwinden, wenn man sich nicht um sie kümmert“. Dieses Zitat aus dem Jahr 1932 verdeutlicht die Herausforderung der Gegenwart und Zukunft. Denn Mobilität und steigende Flächeninanspruchnahme haben ihren Preis. 70 % aller artenschutzrelevanten Lebensräume sind in einem unzureichenden oder schlechten Zustand und führt zum Verlust von Tier- und Pflanzenarten. Unsere Landschaft ist die Basis der Raumentwicklung und damit Grundlage für ein zukunftsfähiges Landesentwicklungsprogramm. Deshalb müssen wir die Qualitäten und Potenziale unserer Landschaften, Dörfer und Städte erkennen, schützen und weiterentwickeln. Ziel muss es sein, den Flächenverbrauch in Bayern von 11,7 ha deutlich auf 5 ha pro Tag zu senken.
Um den durch den Klimawandel hervorgerufenen Herausforderungen wie Starkregenereignisse und daraus resultierenden Hochwasserrisiken begegnen zu können, müssen wir Städte, Gemeinden und Quartiere umbauen und weiterentwickeln. Im Sinne einer „Dreifachen Innenentwicklung“ spielt neben der Wohnraumversorgung und Freiflächensicherung die Grüne Infrastruktur eine wichtige Rolle. Auch auf jedem einzelnen Grundstück ist die Freiflächenplanung ein wichtiger Faktor. Dies kann durch sog. „Freiflächengestaltungssatzungen“ erreicht werden, wie sie in einzelnen Kommunen bereits Anwendung finden. Grundsätzlich sollte der qualifizierte Freiflächengestaltungsplan als verpflichtender Bestandteil des Bauantrags verankert werden.
Zur Erreichung der Klimaziele müssen wir zudem den Gebäudebestand stärker in den Fokus nehmen. Hierfür braucht es neue regulatorische Grundlagen auf Bundes- und Landesebene. Um Bauen im Bestand Vorrang einzuräumen, ist die Musterbauordnung zu einer Umbauordnung weiterzuentwickeln, mit dem Ziel, den Umgang mit Bauen im Bestand zu fördern und einzufordern und gemäß den Anforderungen an den Klimaschutz auszugestalten. Nutzung des Bestands heißt auch beim Einsatz von Baumaterialien verstärkt auf Rezyklate zu setzen. In unseren Städten und Siedlungen ist ein riesiger Materialbestand an Sekundärrohstoffen verbaut, den es intelligent zu nutzen gilt. So können Bauteile aus der näheren Umgebung „geerntet“, überarbeitet und neu verbaut werden.
Zuletzt gilt es das Potenzial jedes einzelnen Gebäudes und seiner Freiflächen auszuschöpfen. Stadtwirtschaft („industrielles“ Urban Farming) und eine ökologische Landwirtschaft könnten zusammen die notwendige Agrarwende ermöglichen und gleichzeitig die Versorgung sicherstellen. Und auch Gewerbegebäude können so gebaut und gestaltet werden, dass sie im Einklang mit der Natur und Landschaft stehen. Abschließend bleibt festzuhalten, dass sich entlang der wiederkehrenden Abläufe „Entwickeln – Planen – Bauen – Betreiben“ zeigt, wo die wirksamen Ansatzpunkte für eine gute Baukultur liegen. Eine sorgfältige Planung lohnt sich somit für alle am Bau Beteiligten.
Unsere Veranstaltung grafisch zusammengefasst