Panel mit Katja Aufermann, Landschaftsarchitektin, Dr. Ferdinand Ludwig, Professur für Green Technologies in Landscape Architecture TUM, Dr. Gunter Mann, Präsident des Bundesverband GebäudeGrün e. V. (BuGG). Moderation: Ursula Sowa, MdL
Urbanes Grün hält nicht nur Antworten auf die brennenden ökologischen Fragen unserer Zeit bereit, es spielt auch eine bedeutende Rolle für die Lebensqualität der Städte und ihrer Bewohner*innen. Doch wachsende Städte und bauliche Verdichtung führen dazu, dass weite Flächen dauerhaft versiegelt werden. Wo finden wir also Platz für Gärten und Parks zwischen Häusern und Straßen?
Indem wir zum Beispiel bereits vorhandene Flächen nutzen, wie die Dächer und Fassaden von Gebäuden. Doch bisher wird dieses Potenzial noch viel zu wenig ausgeschöpft, wie Dr. Gunter Mann, Präsident des Bundesverband GebäudeGrün e. V. (BuGG), in seinem Vortrag darlegte. So sind beispielsweise im Jahr 2020 ca. 100 Mio. m2 an Flachdachflächen neu hinzugekommen. Jedoch wurden nicht einmal acht Prozent dieser Flächen begrünt. Dabei ist die positive Wirkung von Gebäudebegrünung beachtlich. Gebäudebegrünung kann Regenwasser zurückhalten und Abflussspitzen mindern und ist somit in der Überflutungsvorsorge bedeutend. Aber auch in der Überhitzungsvorsorge nimmt Gebäudegrün eine wichtige Rolle ein, denn sie kühlt durch Verdunstung und bietet einen Hitzeschutz. Zugleich bindet Gebäudegrün Staub und Schadstoffen, speichert CO2, schafft Raum für die Artenvielfalt und verbessert das Wohnumfeld.
Katja Aufermann, Landschaftsarchitektin und gelernte Gärtnerin, zeigte an dem Beispiel der ökologischen Mustersiedlung im Prinz Eugen Park im Münchner Nordosten, was möglich ist. Auf dem ehemaligen Kasernenstandort entstand 2016 ein neues Quartier mit 1.800 Wohnungen. Fast 600 dieser Wohnungen sind als ökologische Mustersiedlung in Holzbauweise gebaut. Aber nicht nur die Gebäude, auch die Freianlagen wurden nach nachhaltigen Kriterien angelegt. Ziel war es, so gut wie möglich den Lebensraum der Natur wieder auszugleichen. Dabei war es für Frau Aufermann und ihr Team besonders wichtig, bei dem Planungsprozess von Anfang an dabei zu sein und eine umfassende Analyse vorzunehmen, um so Bestehendes bewahren und erhalten zu könne. Es wurde Wert auf sortenreine, recyclierbare und recycelte Materialien und eine große Vielfalt bei den Arten gelegt. So konnten erlebbare und essbare Landschaften entstehen, nicht nur zwischen, sondern auch auf den Gebäuden: Vom Extensiv-Dach mit Solarpanelen, über Biodiversitätsdächer bis zu Selbstversorgungdächer für die Bewohner*innen. Unter Beteiligung der Bewohner*innen wurden über 300 verschiedene heimische Stauden und Gehölzarten und 50 Blumenzwiebelarten gepflanzt. So sind nicht nur Lebensräume für Menschen entstanden, sondern auch für Tiere und Pflanzen.
Prof. Dr. Ferdinand Ludwig von der TU München, Landschaftsarchitekt und Baubotaniker, sprach zum Kontrastverhältnis von Stadt und Natur und wie wir die Symbiose aus Natur, Technologie, Mensch und Natur neu denken müssen. Hierbei ist es an den Planenden, den Gestaltenden, diese Kehrtwende einzuleiten. Anhand von Beispielen zeigte er, wie es möglich ist, Technologie und Natur auf neue Art zusammenzudenken.
Das ganze Panel kann hier nachgeschaut werden: